Freiwillige Feuerwehr Samtgemeinde Oderwald
Ortsfeuerwehr Groß Flöthe 

Die ersten 50  Jahre: 1872-1922                    

     

Bereits drei Jahre vor der offiziellen Gründung der Freiwilligen Feuerwehr wurde in Groß Flöthe die erste Spritze angeschafft. Am 30.Juli 1869 hatte man das gute Stück, eine sogenannte " Anbringerspritze ", aus Salzgitter abgeholt. Saugrohre oder andere technische Errungenschaften gab es damals noch nicht: Im Ernstfall musste das Wasser  in Ledereimern und Fässern an die Spritze  gebracht werden (daher auch die Bezeichnung "Anbringerspritze"). Soweit aus der schriftlichen Überlieferung bekannt, kam die Spritze zum ersten mal am 8. Juni 1874 zum Einsatz. Grund war ein Feuer im Stallgebäude am " Tagelöhnerhause des Ackermannes A. Ahrens " in Klein Flöthe. Schon damals zeichneten sich die Groß Flöther vor allem durch ihre bereits weit über die Dorfgrenze hinaus bekannte Schnelligkeit aus. Man war - wie übrigens oft auch heute noch - vor allen anderen auswärtigen Wehren am Einsatzort und hatte den Brand bald unter Kontrolle. Für das frühe Eintreffen wurde die Wehr sechs Wochen später von der Landschaftlichen Brandkasse mit einer stolzen Prämie von immerhin 18 Reichsthalern belohnt. In den ersten 20 Jahren ihres Bestehens musste die Wehr dann nur noch zwei weitere Male zu Bränden ausrücken, 1885 nach Klein Flöthe und 1891 nach Gielde. Wer bis dahin geglaubt hatte, die Spritze könnte wegen mangelnder Einsätze im Stall verrosten, wurde 1892 schlagartig eines Besseren belehrt. Am 20. März brannte die Mühle in Dorstadt, am 5. Mai und am 24. Oktober wurde die Wehr zu zwei Feuern nach Salzgitter gerufen, und am 1. November zerstörte ein Feuer den großen Schafstall der Domäne Liebenburg. Allerdings trafen die Groß Flöther bei allen Bränden nicht rechtzeitig ein und konnte sich daher nur noch an den Abriss- und Aufräumarbeiten beteiligen. Seit dem Brand in Dorstadt wurde die Spritze zur Entlastung beim Transport von vier eigens für die ehrenvolle Tätigkeit ausgebildeten Pferden gezogen. Im Heimatdorf selbst hatten die Freiwilligen bis dahin ihr Können noch nicht unter Beweis stellen müssen. Erst 1894 kam es knüppeldick. Innerhalb dreier Wochen rückte man dreimal zu Einsätzen aus. Am 21. März brannten die große Scheune und der Pferdestall bei Ahrens bis auf die Grundmauern nieder. Opfer der Flammen wurden unter anderem 1000 Stiegen Weizen und 300 Stiegen Roggen. Insgesamt beteiligten sich 13 auswärtige Wehren an den Löscharbeiten. Und obwohl nach Angaben des Berichterstatters und Augenzeugen W. Bues zwei Brunnen " ungeheure Wassermengen spendeten ", so wären doch " der Bremersche und Sandersche Hof nicht zu retten gewesen, wenn der Ostwind so stark geblieben wäre, wie am Tage vorher und nicht sozusagen Windstille geherrscht hätte." Fazit der dramatischen Beschreibung: Glück im Unglück. Der beißende Rauchgeruch hatte sich kaum aus den Uniformen verzogen, da mussten die Groß Flöther schon wieder ran. Am 9. April 1894 brannte die Schulscheune, und am 25. April brach ein Feuer in Scheune und Stall des Bartelschen Tagelöhnerhofes aus. Auch bei dieser Katastrophe war Berichterstatter W. Bues vor Ort: " In der Zeitspanne von keiner viertel Stunde hatte sich das Feuer auf den dicht angrenzenden G. Gieseckeschen Stall und die große Scheune ausgedehnt, so dass dieses das fürchterlichste Feuer war, was in den letzten Jahren in der Umgegend überhaupt vorgekommen ist. Die Feuersbrust war (...) so ungeheuer, dass mehreren Feuerwehrleuten die Uniform auf dem Leibe durchgebrannt ist. " Knapp ein Jahr später, am 18. März 1895, standen Scheune, Kuhstall und Pferdestall des Landwirts Bremer in Groß Flöthe in Flammen. Auffällig: Innerhalb weniger Jahre waren immer wieder Feuer auf Bauernhöfen ausgebrochen. " Man nimmt mit Bestimmtheit bei allen Bränden Brandstiftung als Ursache an ", vermerkte Berichterstatter Bues. Ob der "Feuerteufel" allerdings jemals gefasst werden konnte, ist in den zur Verfügung stehenden Aufzeichnungen nicht vermerkt worden. Die alte " Anbringerspritze " hatte zu jener Zeit übrigens schon längst ausgedient. Die Wehr war nun stolze Besitzerin einer Handdruck-spritze, die bereits mit einer Saugvorrichtung versehen war. Nach den ersten beiden Bränden 1894 hatte man darüber  hinaus einstimmig festgelegt, die Truppe von rund 40 auf 60 Mann zu verstärken. Im Juli 1897 feierten die Groß Flöther das 25-jährige Bestehen der Feuerwehr mit einem großen Fest auf der Backhaus-wiese. 13 Kameraden ( H. Sander, W. Warkehr, Ch. Bremer,W. Hoffmann, A. Siemens, H. Thomas, C. Froböse, C. Bolm, H. Keck, Chr. Fricke, H. Fricke, F. Fricke und C. Thomas ), die der Wehr seit Gründung ununterbrochen treu gedient hatten, erhielten als Auszeichnung ein Ehrendiplom und ein Belobigungs-schreiben des Feuerwehrverbandes der Provinz Hannover. Während der Generalversammlung 1899 beschloss man, den monatlichen Mitgliedsbeitrag von fünf auf zehn Pfennige zu erhöhen (eine Steigerung um 100 Prozent, die heute wohl undenkbar wäre). Im Zeitraum von 1901 bis 1909 musste die Wehr nur ein einziges Mal nach Cramme ausrücken; 1916 wurde eine neue Handdruckspritze angeschafft, die 1921 bei einem Feuer in Beinum erstmals zu Einsatz kam. Es waren die Jahr des ersten Weltkrieges (1914-1918). Viele Feuerwehrkameraden waren zum Dienst an der Front einberufen worden, einige kehrten nie wieder zurück. Sie gerieten nicht in Vergessenheit. Die Wehr spendete je 50 Mark für das Rote Kreuz und für Notleidende in Ostpreußen, schickte den Männern an der Front und in Gefangenschaft Rum, Brot, Butter und Wurst. Und auch die Kriegswitwen erhielten eine einmalige Unterstützung von 20 Mark. Im strengen Winter 1917/18 beauftragte man schließlich die Jägerkameraden Pape und Warkehr, " für die Kriegskameraden - wenn irgend möglich - zwei Rehe zur Konservierung in Büchsen zu beschaffen."